Leseprobe 2

Christine Ilić

Freie Redakteurin und Autorin

Christine Ilić

Frau und Herr Wunderschön – Füchse

Bosnian Woodies Blogbeitrag 2022

Die kleinen, flinken und sehr, sehr klugen Raubtiere gehören zu den Hundeartigen. Sie sind wild und haben sich – anders als der Wolf – bisher erfolgreich den Bemühungen der Menschen entzogen, sie zu domestizieren. Füchse erbringen Meisterleistungen, wenn es darum geht, sich anzupassen. Man trifft sie
überall, in Wäldern, auf Feldern, in Großstädten, ja selbst in Wüsten. Der kleine Prinz hat sogar auf einem anderen Planeten einen gefunden, aber das ist nicht wissenschaftlich bewiesen.

Früher dachte man, dass Füchse Einzelgänger sind. Das trifft für viele von ihnen zu, aber mehr und mehr werden auch Füchse zum Partyvolk und hängen in Gruppen ab. Richtige Rudelstrukturen gibt es dabei aber wohl wenige. Wir wissen, dass nur die coolste Fähe und der coolste Rüde Nachkommen zeugen dürfen. Die anderen Tiere haben das Nachsehen in Sachen Liebesakt. Der übrigens ein ziemlich unangenehmes Nachspiel hat. Nach der Paarung bleiben die Rüden oft an einer Art Haken in der Fähe hängen. Mutter Natur will so dafür sorgen, dass die beiden ihre Aufgabe ordentlich erledigen und der Paarung Nachkommen folgen, schließlich machen die das ja nicht zum Spaß.

Wenn man jetzt in den Winternächten ein heiseres Bellen draußen hört, könnte das durchaus ein Fuchsrüde sein, der nach seiner Frau Wunderschön sucht. Finden die zwei sich und klappt alles, wie sie sich das vorgestellt haben, kommen nach ca. 50 Tagen drei bis fünf Junge zur Welt. Die sind winzig, gerade mal 80 bis 150 g bringen sie auf die Waage. Mit knapp einem Monat krabbeln sie das erste Mal aus dem Bau. Und wie groß ist die Freude,
wenn vor dem Ausgang des Baus die Sonne scheint! Fuchsbabys lieben es, in der Sonne herumzutollen und wenn niemand hinschaut – ihre Eltern auch.

Den Fuchsbau graben die Elterntiere manchmal selbst, aber oft übernehmen sie ihr Haus auch schlüsselfertig von Familie Iltis, Dachs oder einem Kaninchenclan. Wenn der Bau richtig groß ist, leben sie gelegentlich alle gemeinsam dort, Dachse, Iltisse, Füchse und ja, sogar die Kaninchen. Im Bau herrscht Frieden, da müssen die Kaninchen keine Angst haben. Stecken sie jedoch ihre Näschen heraus, sieht die Sache anders aus. Dann wird aus dem unterirdisch friedlichen Mitbewohner plötzlich ein gnadenloser Jäger

"Der kleine Prinz hat sogar auf einem anderen Planeten einen gefunden, aber das ist nicht wissenschaftlich bewiesen."

Menschen haben auch Angst vor ihm. Allerdings weniger vor dem Fuchs selbst, sondern vielmehr vor seinen Hinterlassenschaften. Muss der Fuchs aufs Klo, hinterlässt er im Kot Eier des Fuchsbandwurmes. Als Kinder haben wir gelernt, dass man deswegen keine Beeren im Wald essen darf. Tatsächlich gibt es aber keinen einzigen nachgewiesenen Fall, dass sich irgendwann irgendwo irgendwer über wildes Obst angesteckt hätte. Menschen, die sich infizieren, sind in aller Regel Jäger, die sehr eng in Kontakt mit den Parasiten kommen. Oder Hundehalter, deren Tiere sich den Kot der Füchse einverleibt oder ihn sich ins Fell geschmiert haben und ihn so nach Hause bringen. 

Eigentlich ja auch logisch – wie soll so ein Füchslein auch die akrobatische Leistung vollbringen, sein Hinterteil ausgerechnet und zielgerichtet über den Himbeeren zu platzieren, die uns am Wegesrand begegnen? Kurz und gut: Entwarnung. Wer leckere Früchte findet, muss keine Sorge haben. 

Da wir gerade von Akrobaten gesprochen haben: Füchse können klettern, wusstest du das? 

 

Ähnlich wie Katzen können sie ihre Krallen gezielt einsetzen, um Halt an Oberflächen zu haben. Solltest du also mal einen Fuchs auf einem Baumast sehen, ist das sicher nicht sein typischstes Verhalten – aber durchgeknallt bist du auch nicht, das hat schon seine Richtigkeit.

Und hat unser schöner Jäger selbst auch Feinde? Nun, Wölfe oder Adler ergreifen schonmal die Chance und schnappen sich einen Fuchs, wenn die Gelegenheit günstig ist. Aber der größte Feind ist mal wieder der Mensch. Füchse wurden über Jahrhunderte wegen ihres wunderschönen Fells gejagt. Vornehme Damen taten so, als wäre es wunderbar, einen toten Fuchs um den Hals hängen zu haben. 

Nun ja – das ändert sich gerade, wie schön. Übrigens haben wir bei den Bosnien Woodies im Sommer 2021 regelmäßig einen Fuchs zu Gast gehabt. Er kam abends zum Spielen mit den Katzen und den Hunden. Auch alle
unsere Hühner hat er in Ruhe gelassen. Ein Video davon ist auf unserem Instagram Kanal zu sehen.

Christine Portrait_Madeline Cords Illustration 2022

Christine Ilić

Freie Redakteurin, Autorin, Mitbegründerin von Rabenwerke

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